Trump!! Wie konnte das passieren? – Eine Analyse!

Der Wahlausgang in Amerika ist eine deutliche Warnung für die kommenden Wahlkämpfe 2017 in Deutschland. Warum hat jemand gewonnen, der nach der Wahrnehmung der Medien und Meinungsinstitute hinter Hillary Clinton lag?

Die Spaltung des Landes bedient

Trump hat alle Themen aufgegriffen und artikuliert, die er als Polarisierungspotenzial innerhalb seines Landes wahrgenommen hat! Und diese Inhalte zeigen auch einige Parallelen zu Deutschland auf.

1.      Einwanderer

Viele Amerikaner fühlen sich mit ihrer wirtschaftlichen Situation alleingelassen. Sie arbeiten überwiegend in mehr als einem Job und können trotzdem kaum für ihren Lebensunterhalt sorgen. Die Löhne sind niedriger als vor 40 Jahren! Gleichzeitig haben sie das Gefühl, dass illegale Einwanderer ihnen die Arbeitsplätze wegnehmen.Trumps Art, u.a. gegen Hispanics zu wettern sprach die Emotionen an und sorgte für großes Identifikationspotenzial!

2.      Terrorismus

Zitat Trump: „Der IS verdient sein Geld mit Öl. Ich werde allen Mist aus ihnen herausbomben, Pipelines und Raffinerien in die Luft jagen.“ Dieses markige Zitat steht für sich alleine und bedarf keines großen Kommentares.

3.      Establishment

Auch wenn Trump als Milliardär eigentlich das reiche Establishment darstellt, beschimpfte er die Oberschicht und versprach hohe Steuersenkungen für die Bürger mit geringerem Einkommen und amerikanische Unternehmen, um eine Abwanderung zu verhindern! Und schließlich gehört er für die Wähler nicht zum politischen Establishment. Das jedoch wird durch Hillary Clinton und ihre starre Art zu hundert Prozent verkörpert.

Diese drei Themen werden auch in den Wahlkämpfen in Deutschland eine Rolle spielen. Und auch wir müssen uns die Frage stellen: Ist ein inhaltlicher Wahlkampf wirklich noch zielführend? Oder muss die Politik endlich die AFD und ihre Art aufzutreten ernst nehmen und analysieren?

Demoskopen ratlos

Die oben genannten Inhalte sorgten für eine enorme Wechselstimmung in Amerika. 70% der Amerikaner wünschten sich einen Wechsel innerhalb der Politik – und die Meinungsforscher haben das nicht richtig interpretiert!

Nur 28% der US-Bürger wünschten sich eine Fortführung der Politik von Barack Obama. Schon alleine das hätte jeden hellhörig werden lassen müssen. 48% jedoch wollten eine konservativere Politik! Diese konservative Schiene sollte eigentlich Hillary Clinton bedienen. Sie tat dies jedoch technisch, inhaltlich und mechanisch!

Trump bediente mit seinen negativen Emotionen genau das konservative Potenzial, das ihn jetzt auch letztendlich gewählt hat.

Man kann also konstatieren: Es wurde ein technischer #Wahlkampf (Clinton) gegen Emotionen und Lügen (Trump) geführt.

Ein in der Wahlnacht geführtes Interview mit einem Farmer in Wisconsin zeigte die Einstellung der Bürger auf dem Land. Er ist der Ansicht, dass viele Dinge, die Trump im Wahlkampf vertreten hat, so nicht umgesetzt werden. Aber er fühlte sich durch den Quereinsteiger in die Politik angesprochen, verstanden und mitgenommen.

Auf dem Land und in den Vorstädten holte Trump bis zu 62%. Die ländliche Bevölkerung ist der Ansicht, dass Trump dem Establishment eine Lektion erteilt, weil er als Außenseiter alles anders machen wird.

Clinton war sich ihres Sieges so sicher, dass sie in Wisconsin am Schluss keine Wahlkampfveranstaltung mehr durchgeführt hat!

Wirtschaft und Innenpolitik als Kernthema

Hillary Clinton hatte kaum eine Chance, zu zeigen welche Erfahrung sie bei politischen Inhalten hat. Für die Wähler ist ihre Politik zu zögerlich, weil sie Schritt für Schritt vorgehen möchte und prinzipientreu ist. Gleichzeitig war sie in der ganzen Zeit die Getriebene und musste auf die Angriffe und Wutpositionen von Donald Trump reagieren.

Auch hatte sie keine Entgegnung auf den Vorschlag Trumps, 40% Strafzölle für Importe aus China zu erheben. Damit hat Trump letztendlich den Amerikanismus statt der populären Globalisierung bedient.

Er fasste das einmal in folgende Worte: „Amerikanische Autos auf amerikanischen Straßen, amerikanische Flugzeuge verbinden unsere Städte, amerikanische Schiffe fahren auf dem Meer.“

Darüber hinaus kündigte er massive Investitionen in die Infrastruktur an. Für Bewohner von Michigan war das Balsam für die Seele – leidet der Bundesstaat doch sehr stark unter den strukturellen Problemen der Autoindustrie.

Immer wieder betonte er, dass er den „American Dream“ zurückbringen, dass er den Bürgern ihr Land zurückgeben möchte.

Präsident Trump

Die ersten Worte des Präsidenten #Trump klangen versöhnlich. Trotzdem weiß niemand, inwieweit Programmpunkte zur Wirtschaft und zum Arbeitsmarkt umgesetzt werden. Er ist nie darauf eingegangen, wie seine vorgeschlagenen Projekte und Steuersenkungen finanziert werden sollen. Denn er warf Obama gleichzeitig immer vor, die Staatsschulden (trotz Steuererhöhungen) verdoppelt zu haben. Als Mann aus der Wirtschaft trauen die Wähler im wirtschaftliche Kompetenz auf jeden Fall mehr zu als Clinton.

Trump hat sich im Wahlkampf stets als unabhängig gezeigt: alle politischen Berater haben sich an ihm die Zähne ausgebissen. Er ist seinen Weg gegangen und war für seine Wähler damit autark und authentisch. Es wird sich zeigen, inwieweit er diese Unabhängigkeit in seinem Präsidentenamt bewahren kann – immerhin kann er durchregieren, denn der Kongress bleibt in republikanischer Hand.

Schlussfolgerungen für Deutschland

Die Medien weigerten sich über den gesamten Wahlkampf-Zeitraum, Donald Trump ernst zu nehmen. Deshalb hatten die Wähler das Gefühl, alle Medien bedienen das von ihnen gehasste Establishment. Allerdings konnten diese Medien nicht verhindern, dass der Wahlkampf in den Sozialen Netzwerken weitergeführt wurde.

Auf Reddit, einem Bewertungs- und Diskussionsportal, stellte ein User den Unterstützern von Donald Trump die Frage: Warum wollen Sie den Immobilienunternehmer zum Präsidenten wählen? Innerhalb weniger Stunden erhielt er 8000 Antworten. Diese Antworten wurden wiederum von den Nutzern bewertet. Und die meiste Zustimmung erhielt der Kommentar: „Ich mag Trump, weil er bloßlegt, was für ein großer, beschissener Witz die ganze Politik ist, und weil ihn alle dafür hassen.“

Auch etablierte deutsche Medien nehmen Politiker, die das Protestpotenzial bedienen, weniger ernst. Sie begeben sich auf die Ebene, immer wieder nach Inhalten zu fragen. Leider zeigt uns der Wahlkampf in Amerika, dass Inhalte nur eine untergeordnete Rolle spielen – das politische Establishment ist nach Meinung der Bürger am Ende!

Die Parallelen sind offensichtlich: Für viele Deutschen ist der Beruf des Politikers einer der unbeliebtesten. Sie verabscheuen die aalglatte Art, auf Fragen nicht oder nur ausweichend zu antworten.

In der Bundesrepublik gibt es deutliche Anzeichen für einen Stimmungsumschwung: 82 Prozent der Befragten forderten Ende September bei der Erhebung des Forschungsinstituts TNS im Auftrag des „Spiegel“ eine Änderung der Politik, wie das Magazin am Freitag berichtete. 28 Prozent waren demnach der Ansicht, Merkel müsse „grundsätzlich“ ihre Politik ändern, 54 Prozent wollten eine teilweise Korrektur. 15 Prozent waren der Ansicht, Merkel solle ihrer Linie treu bleiben.

Im Politbarometer vom November 2016 sieht das noch etwas drastischer aus: 56% aller Bundesbürger sind mit der Arbeit der Bundesregierung unzufrieden (+4%), bei der AfD sind es 90%.

Politiker müssen sich über die Themen den Bürgern annähern. Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben und nur eine Grundsicherung erreichen, sind Potenzial für Populisten. Politische Veranstaltungen dürfen nicht zum Abnick-Event für schon getroffene Absprachen degradiert werden. Und bitteschön – wo ist die politische Leidenschaft, die den Bürger davon überzeugt: Hier ist ein Politiker, der sich für die Themen auch leidenschaftliche einsetzt? Die Wähler wollen keinen Wahlkampf von Arroganz und Schauspiel, aber auch keinen von Plüsch und Plum. In Amerika sagten die Wähler Trumps: „Er ist einer von uns“. Hillary Clinton hat das mit ihrer distanzierten Art nicht geschafft. Und von welchem Politiker können wir das in Deutschland behaupten?

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