Ergibt sich der Handel in sein Amazon-Schicksal? – Eine Alternative!

Kein Tag vergeht, ohne dass man über neue Nachrichten von Innovationen oder Übernahmen durch Amazon liest. Der Handel schweigt oder kooperiert – wie Rossmann – mit dem Giganten. Die Übernahme von Whole Foods durch Amazon sollte nachdenklich machen – denn hier greift der Riese die Preise der Bioprodukte an! Oder die AfD, die ihr Wahlprogramm für 99 Cent bei Amazon verkauft -nicht weil sie Geld verdienen möchte, sondern weil sie diese mächtige Marketingmaschine für die Verbreitung nutzt. Wer hat denn endlich mal den Mut, Alternativen zu prüfen und großflächig einzusetzen?

Künstliche Intelligenz ist nicht für Amazon abonniert

Der Gründer der Karlsruher Datenanalyse-Firma Blue Yonder, Michael Feindt, ist Professor am Karlsruher Institut für Technologie. Er hat sich als Elementarteilchenphysiker schon lange mit Wahrscheinlichkeiten beschäftigt und deshalb einen Algorithmus entwickelt, der laut seiner Aussage dem von Amazon ebenbürtig ist. Er berücksichtigt nicht nur lineare, sondern auch nicht-lineare Effekte bei der Preisermittlung, sodass der Händler bei dem Verkauf zum Beispiel einer Badehose auch das Gewinn-Maximum erreicht. Das Gleiche gilt für Lebensmittel, wo u.a. Verfallsdaten die Preisentwicklung beeinflussen.

Mein Filialleiter weiß mehr

Der Handel vergrößert durch das zögerliche Einsetzen digitaler Technik der Industrie 4.0 und der unzureichenden logistischen Lösungen im Non-Food-Handel und Food-Handel den Abstand zwischen sich und Amazon. Die Kritik: Alles, was dieser Algorithmus kann, weiß mein Filialleiter auch. Fakt ist jedoch, dass der von Feindt entwickelte Algorithmus die Abschriften um 15 – 20 Prozent senkt! Bei Zehntausenden Artikeln geht das in astronomische Summen!

Fakt ist auch, dass der Marktanteil von Amazon am gesamten deutschen Online-Handel inzwischen auf 30 Prozent angewachsen ist – mit steigender Tendenz!

Whole Foods war nur der Anfang

Mit dem Einstieg in das stationäre Geschäft macht Amazon auch bei Bio-Lebensmitteln die Preise kaputt. Denn 74 Prozent der Whole-Foods-Kunden haben in einem bestimmten Zeitraum bei Amazon bestellt! Das umgekehrte Verhältnis bei nur 460 Filialen in ganz USA dürfte deutlich schlechter sein!

Der eigentliche Coup für Amazon ist jedoch das Eigenmarkensortiment, das Whole Foods sich über Jahre aufgebaut hat und über ein sehr gutes Image hinsichtlich Nachhaltigkeit, Qualität und Glaubwürdigkeit verfügt! Und schon kommt die Botschaft von Bezos: Jeder soll sich in Zukunft Bio-Produkte leisten können!

Der nächste Schlag: Amazon Prime Wardrobe

Für Prime-Kunden wird sich ein bekanntes Problem lösen: Oft passt die bestellte Bekleidung nicht! Bei Amazon kann man die Bekleidung in Zukunft bestellen – ohne sie zu bezahlen! Und erst nach 7 Tagen muss man die Ware (kostenlos) zurückschicken, die man nicht behalten will. Den Rest bezahlt man dann bequem wie immer! Und auch hier gibt es wieder ein intelligentes Anreizsystem: Wer wenig zurückschickt, wird belohnt – wer vier Artikel behält, bekommt 20 Prozent Rabatt!

Amazon als Suchmaschine – Googles Problem!

Fast die Hälfte der Konsumenten benutzt Amazon inzwischen als Suchmaschine für Artikel und für Preisvergleiche. Wie viele wertvolle Kunden-Daten sammelt der Gigant damit, um sein Angebot dann noch einmal zu individualisieren und zu optimieren? Und was bedeutet das für Google – die Suchmaschine, die ihr Monopol bisher behauptet hat? Anzeigenverlust, weniger Daten etc. etc. – die Konsequenzen sind weitreichend, da sie sich auch auf das Kaufverhalten auswirken!

Gut ein Drittel der befragten Amazon-Kunden gab an, mittlerweile seltener bei stationären Händlern einzukaufen.

Amazon hat zwei bis teilweise zehn Jahre Vorsprung

Der Handel muss sofort etwas tun! Der Vorsprung von teilweise zehn Jahren ist fast schon nicht mehr aufzuholen. Jedoch liegt der Vorsprung nicht alleine an der Innovationskraft, sondern an der Arbeitsweise, die in amerikanischen Unternehmen üblich ist. Die Entscheidungen sind rein datengetrieben! Die endlose Meeting-Kultur, die wir hier in Deutschland kennen, ist in Amerika nicht ausgeprägt. Diskussionen werden nur bis zu dem Zeitpunkt geführt, wo man feststellt, dass Daten für eine Entscheidung fehlen. Dann wird das Meeting abgebrochen, die Daten besorgt und schnell entschieden. Projekte werden vom ganzen Prozess hergedacht: Herstellung, Verteilung und Lieferung! Optimierungen werden sofort bei der Umsetzung mit einkalkuliert!

Der deutsche Handel hat zahlreiche stationäre Kompetenzen und Know-How über seine Kunden! Viele ausländische Unternehmen sind schon an den komplizierten Konsumenten in Deutschland gescheitert! Ein handelsübergreifendes Projekt mit solchen Unternehmen wie Blue Yonder oder vergleichbaren Firmen bietet die Chance, sich in Deutschland für die Zukunft aufzustellen. Dafür muss der Konkurrenzgedanke aber erst einmal aus dem Kopf – und die gemeinsame Strategie erkannt werden.

Denn im Zeitalter von Künstlicher Intelligenz werden Daten zu digitalem Gold und gleichzeitig bei unzureichender Erhebung zum größten Wettbewerbsnachteil – bisher zum Vorteil von Amazon!

Bildquelle: Colourbox ID #15588472

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