390 Mio. snappen – Big Data wisch und weg?

Warum ist Snapchat so erfolgreich?  Das Netzwerk ist in USA schon das meistgenutzte bei Jugendlichen. Zur Zeit erobert #Snapchat auch die ältere Zielgruppe mit Hlfe von Schauspielern, Profisportlern und Musikern. Sogar im US-Vorwahlkampf wird das soziale Netzwerk genutzt. Ist es nur ein vorübergehendes #Phänomen oder Zeichen einer veränderten Kommunikation?

Wie werden Konzerne dem veränderten #Nutzerverhalten auf der Plattform mit 390 Millionen Nutzern gerecht? Die größte Herausforderung für Unternehmenist es, die Inhalte überhaupt auffindbar zu machen. Denn auf Snapchat müssen gezielt Nutzer- bzw. Unternehmernamen oder Promis eingegeben werden.

Karstadt versucht das z.B. mit „Takeovers“ wie der #GNTM Siegerin Stefanie Giesinger. Es gibt zahlreiche Beispiele wie #Sixt, die bekannte #YoutTuber nutzen etc.  Dabei treten hier für mich die offensichtlichen Widersprüche zutage: Snapchat lebt von der unantastbaren Privatsphäre der Nutzer. #Werber dagegen möchten Daten, um personalisierte Botschaften zu senden. Und da haben wir es wieder –  das meist missbrauchte Buzzword im Netz: #BigData.

Was weiß der heutige Nutzer über seine Daten, genutzte Medien und die damit verbundenen Technologien? Er sieht und erfährt, dass Firmen und Konzerne Daten sammeln und verarbeiten und diese zu Angriffen auf die eigene Privatsphäre, die Menschenwürde und unsere demokratische Freiheit führen.

Snapchat biete für alle problematischen Felder Lösungen:

  1. Im Netz sind Handlungsalternativen zum Schutz von relevanten Daten für die User schon alleine durch die rasante Entwicklung nicht in Sicht. In meinen Vorlesungen erlebe ich immer wieder die Hilflosigkeit der Jugendlichen, mit der Menge an Informationen und Daten umzugehen. Es entwickelt sich beim wissenschaftlichen Arbeiten für sie zu einer großen Belastung zu unterscheiden, welche Aussagen und Quellen sachlich relevant sind. Snapchat macht es ihnen leicht: Sie müssen über den gesamten flüchtigen #Content und dessen nachhaltige Wirkung nicht groß nachdenken.
  2. User sehen sich hauptsächlich in der Funktion der Datennutzer. Ihnen ist jedoch immer mehr bewusst, dass sie als Co-Produzenten von Big Data zur Datensammlung beitragen. Bei Snapchat können sie sorglos ihre Inhalte einstellen, ohne dass sie befürchten müssen, zusätzlichen und unkontrollierbaren Datenmüll zu produzieren.
  3. #Jugendliche haben große Bedenken, was z.B. mit ihren Daten bei einem „Like“ auf Facebook passiert. Dazu fehlt die Transparenz und das Know-How. Als Konsequenz nehmen Sie eine fatalistische Haltung ein: „Die Bedingungen können ohnehin nicht verändert werden“. Wozu also noch digitale Selbstverteidigung, wenn Privatsphäre im Netz ohnehin nicht gewährleistet ist? Snapchat garantiert die Löschung der Inhalte 10 Sekunden nach Öffnung bzw. 24 Stunden generell.
  4. Internetnutzer empfinden sich zunehmend als Quellen von ökonomischen Logiken, Effizienzsteigerungen und Kaufprozessen. Ständig und überall müssen sie alles was sie tun unter Beweis stellen. Damit ist #Authentizität nicht möglich. Snapchat bietet die Möglichkeit, Content zwischen Gleichgesinnten ohne Überwachung zu vernetzen. Und diese Inhalte müssen nicht perfekt sondern sollen möglichst authentisch sein. Diese Art von audiovisueller Selbstdarstellung ist für Jugendliche wichtig.

Dazu habe ich eine interessante Studie gefunden: Um zu testen, welche Facebook-Nachrichten ein Gefühl von Verbundenheit auslösen, führte Utz (2015) eine Onlinestudie durch. Studierende beurteilten je sieben ihrer eigenen Statusmitteilungen, Statusmitteilungen ihrer Facebook-Freunde und privaten Konversationen auf den Dimensionen oberflächlich-intim, langweilig-unterhaltsam und negativ-positiv. Über alle drei Kategorien zeigte sich, dass Kommunikation auf Facebook vor allem unterhaltsam, aber wenig intim ist.Für die privaten Nachrichten zeigte sich der stärkste Zusammenhang von Intimität der Selbstoffenbarung und Verbundenheit für Statusmitteilungen von Freunden der geringste. Damit ist ein wesentlicher Erfolgfaktor von Snapchat erklärt – intime Datenmengen verschwinden per Wisch und Weg!

Das Phänomen der Sehnsucht nach privater und vertraulicher Kommunikation innerhalb unserer Gesellschaft zeigt sich jedoch nicht nur bei jungen Leuten. Auch die Internetnutzer über 25 Jahre sehnen sich nach Echtheit der #Selbstdarstellung. Denn bei der heutigen Art schnelllebiger Kommunikation bleibt der Mensch mit seinen individuellen Bedürfnissen auf der Strecke – und damit auch seine Authentizität!

Es ist dabei weniger wichtig, ob ich mich nach außen authentisch verkaufen kann (wie bei Facebook), sondern viel eher, in meiner persönlichen Rolle sicher zu sein. Erst wenn ich selbst mit meiner Rolle im reinen bin, kann ich authentisch sein und werde auch so wahrgenommen (nach vorliegenden Analysen war dies der entscheidende Grund für den Wahlerfolg des Grünen-Politikers Winfried #Kretschmann in Baden-Württemberg!)

Snapchat ist das Netzwerk mit der geringsten Distanz zwischen Sender und Empfänger  – wie lange noch?

Bildquelle: Colourbox ID #17179422

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